Eine Alpenüberquerung mit dem Gravelbike beginnt nicht erst am Startpunkt in den Bergen – sie beginnt mit der Planung. Gerade wenn man, wie ich, mit der Bahn anreist, kann schon die erste Etappe zu einem Abenteuer werden. Hier teile ich meine Erfahrungen mit der Anreise und meiner ersten Etappe von Füssen über den Fernpass nach Nassereith, orientiert an der historischen Römerstraße Via Claudia Augusta.
🚂 Anreise mit der Bahn: Von Hersbruck nach Füssen

Ich habe mich bewusst für die Anreise mit der Bahn entschieden, um möglichst entspannt und nachhaltig zu starten. Mein Ziel war, am Samstag früh in Füssen anzukommen und von dort direkt loszufahren.
Mein Fahrplan:
- Abfahrt: Hersbruck links der Pegnitz, 4:43 Uhr
- Umstieg: Nürnberg Hbf
- Kritischer Umstieg: Treuchtlingen (nur 6 Minuten!)
- Letzter Umstieg: Augsburg Hbf
- Ankunft Füssen: ca. 9:45 Uhr
😅 Verspätung und Glück beim Umsteigen
Die S-Bahn von Hersbruck nach Nürnberg war, wie ich erwartet habe, sehr pünktlich. Hier hätte ich auch kein großes Zeitproblem gehabt, da die Weiterfahrt nach Treuchtlingen über 20 Minuten später startete. Allerdings hatten wir aufgrund von Baustellen in Treuchtlingen über 8 Minuten Verspätung. Ihr erinnert euch? Dort war die „Umsteigzeit“ nur 6 Minuten. Dadurch war der Anschluss in Treuchtlingen eigentlich nicht zu schaffen.
Großes Glück: Der Zug Richtung Augsburg hat tatsächlich gewartet. Die nette Schaffnerin in der Regionalbahn hat also Wort gehalten und entsprechend Bescheid gegeben. Ohne dieses Entgegenkommen wäre der gesamte Zeitplan hinüber gewesen, bzw. ich wäre mit viel Glück eine Stunde später vor Ort gewesen.
Mein Tipp:
✅ Plane immer ausreichend Reservezeit ein, besonders bei Frühverbindungen.
✅ Prüfe vorab mit der DB Navigator App, ob Züge regelmäßig Verspätung haben.
💳 Kosten der Anreise
Ich habe mich für das Bayern-Ticket entschieden:
- Bayern-Ticket für 1 Person: 32 €
- Fahrrad-Tageskarte: 7 €
- Gesamt: 39 €
Das Ticket gilt den ganzen Tag (Mo–Fr ab 9 Uhr, am Wochenende bereits ab 0 Uhr). Da ich am Samstag gefahren bin, war der frühe Start kein Problem.
🗺️ Erste Etappe (auf dem Gravelbike): Von Füssen nach Nassereith

Nach der über fünfstündigen Anreise habe ich bewusst eine kurze Etappe geplant. Ich wollte erst einmal in den Rhythmus kommen und hatte durch die unklare Pünktlichkeit der Bahn keinen Spielraum für eine Ganztagestour.
Ziel: Nassereith, ein kleiner Ort direkt am Fuß des Fernpasses, ideal für die erste Übernachtung.
Unterkunft:
Posthotel Nassereith
🌄 Route entlang der Via Claudia Augusta

Die Via Claudia Augusta ist eine historische Römerstraße, die vom Donau-Raum über die Alpen bis nach Italien führt. Viele Abschnitte sind heute Radweg, einige verlaufen auf Nebenstrecken.
Mein Anspruch war:
✅ So viel wie möglich abseits von stark befahrenen Straßen zu fahren
✅ Den Charakter der alten Handelsroute zu erleben
✅ Gleichzeitig mit dem Gravelbike fahrbar zu bleiben
🧭 Grober Streckenverlauf
- Füssen Zentrum – Start am Lechfall
- Auf Nebenstraßen Richtung Reutte
- Durch das Tiroler Lechtal
- Abzweig Fernpass-Route (alter Römerweg)
- Abfahrt nach Nassereith
Die reine Fahrzeit war etwa 3,5 Stunden.
⛰️ Herausforderung Fernpass

Der alte Fernpass hat es in sich. Schon die Römer hatten hier ihre Mühe, und das hat sich auch heute nicht geändert:
- Steile Rampen mit bis zu 18% Steigung
- Grober Schotter, der kaum Traktion bietet
- Einige Passagen waren durch abgestürztes Geröll sehr schlecht passierbar
Ich war mit dem Gravelbike unterwegs – im Nachhinein wäre ein Mountainbike auf diesem Abschnitt des alten Römerweges sinnvoller gewesen. Gerade der Abschnitt kurz vor der Passhöhe ist für Gravelbereifung sehr anspruchsvoll. Ich musste ein paar hundert Meter schieben.
🪨 Tipp: Alternativroute prüfen
Falls du bei Nässe oder mit viel Gepäck unterwegs bist, empfehle ich:
✅ Den parallel verlaufenden Radweg auf Asphalt nutzen.
✅ Den alten Römerweg nur bei trockenen Bedingungen fahren.
🏨 Ankunft in Nassereith
Nach dem Fernpass ging es in einer langen Schotterabfahrt nach Nassereith. Mein Hotel lag direkt im Ort.
Vorteile der kurzen Etappe:
- Genug Zeit, um anzukommen
- Kein Stress, falls die Bahn verspätet ist
- Lockerer Einstieg in die Alpenüberquerung
💡 Planungstipps aus meiner Erfahrung
Hier meine Empfehlungen für alle, die eine ähnliche Route planen:
- Anreise per Bahn:
- Früh buchen, Sitzplatz reservieren
- Prüfen, wie pünktlich Züge üblicherweise sind
- Bayern-Ticket + Fahrradticket nutzen
- Etappenlänge realistisch wählen:
- Nach einer langen Anreise maximal 40–50 km
- Lieber langsam starten als direkt 100 km fahren
- Route prüfen:
- Fernpass-Abschnitt vorher anschauen (Fotos & Erfahrungsberichte)
- Alternative Asphalt-Route notieren
- Unterkunft vorab reservieren:
- Gerade im Sommer ist viel ausgebucht
- Bei kurzfristigen Änderungen lieber telefonisch klären
- Flexibel bleiben:
- Bahn kann Verspätung haben
- Wetter kann umschlagen
- Immer Plan B im Kopf haben
🏁 Fazit
Meine erste Etappe von Füssen nach Nassereith war ein großartiger Auftakt meiner Alpenüberquerung. Die Mischung aus historischem Weg, großartiger Landschaft und kleinen Abenteuern (Verspätung, Schiebepassagen) war genau das, was ich mir vorgestellt hatte.
Ich kann jedem empfehlen, die Via Claudia Augusta als Routenbasis zu nehmen – aber sei dir bewusst: Der alte Fernpass ist mit Gravelbike nur bedingt fahrbar. Trotzdem lohnt sich die Erfahrung, dem uralten Handelsweg zu folgen.
Falls du Fragen hast oder selbst Tipps für die Via Claudia Augusta suchst, schreib mir gern in die Kommentare!